Sonderausstellung
02.10.2025 - 10.11.2025
"Floating Roots - treibende Wurzeln" - eine Flaschenbotschaft
"Manche Reisen lassen sich nicht in Meilen zählen. Sie wachsen im stillen Gewicht des Wartens, in Gesichtern, die zwischen Horizonten auftauchen, in Geschichten, die wie Salz in der Haut verweilen. Hier atmet die Zeit im Rhythmus des Meeres und jede Linie trägt die Spur dessen, wo wir waren – und wohin wir noch treiben. Komm, lass dich eine Weile treiben."
In einer Zeit der sofortigen Vernetzung und rasanten Veränderungen lädt Floating Roots Sie ein, in einen ruhigen Raum einzutreten, innezuhalten und langsame Lebensformen wieder zu entdecken – eine Existenz, in der sich Bedeutung nicht durch Effizienz entfaltet, sondern durch Geduld, Beobachtung und die Zeit, die es braucht, um etwas zu schaffen und Verbindungen herzustellen. Diese Ausstellung ist eine Hommage an die Langsamkeit, eine Reflektion über das Zugehörigkeitsgefühl in einer Welt, die sich davon zu entfernen scheint.
Das Herzstück dieser Werkreihe besteht aus sieben Porträts, die auf Seekarten gezeichnet sind, die Chloe Brenta während ihrer zweijährigen Segelreise erschaffen hat. Diese Karten zeigen ihre Reiserouten von Frankreich über die Kanarischen Kap Verde, über den Atlantik in die Karibik und zurück über Bermuda und die Azoren bis schließlich wieder nach Portugal. Aber noch wichtiger ist, dass sie mit den Gesichtern der Menschen überlagert sind, welche sie auf ihrer Reise getroffen hat - Seeleute, deren Geschichten vom Wandern und Verbundensein sie tief berührt haben. Jedes Porträt erzählt eine andere Geschichte von Zugehörigkeit, Heimat und Identität, wie sie von denen definiert werden, die ihr Leben auf dem Wasser verbringen.
In dieser Serie greift Chloe die Tradition der Schiffsillustratoren wieder auf, die einst die unbekannten Welten dokumentierten, denen sie während langer Reisen im Zeitalter der Entdeckungen begegneten. Anthropologische Zeichnungen waren eine Möglichkeit, den kulturellen Austausch über große Entfernungen hinweg zu bewahren. In der Praxis interpretiert Chloe diese Rolle neu und nutzt Zeichnungen, um moderne Beziehungen, das Leben und die Kunst zu erforschen – dabei haltet sie nicht fremde Länder fest, sondern die komplexen emotionalen Landschaften, durch die wir uns in dieser schnelllebigen, fragmentierten Welt bewegen.
Jeder Strich, den Chloe zieht, ist bewusst und langsam. Er hält nicht nur die Momente des Selbstvertrauens fest, sondern auch die Momente des Zweifels, der Frustration und der Unvollkommenheit. Dies widerspiegelt die Idee, dass Kunst, genau wie zwischenmenschliche Beziehungen, Zeit braucht. Jeder Strich - wie eine Welle, die gegen den Rumpf schlägt - misst die Zeit durch kleine tägliche Handlungen, wobei sich unzählige Striche zu einem größeren Bild verweben. Das Ganze wird durch die Anhäufung des scheinbar Unbedeutenden offenbart. Es gibt kein Zurücknehmen, kein Ausradieren. Der Prozess ist eine Reflexion über die Reise selbst – ein Akt des Glaubens, die Überzeugung, dass etwas Bedeutungsvolles vor uns liegt, wenn wir standhaft bleiben, auch wenn der Horizont weit entfernt scheint, wir aber dennoch unmerklich vorankommen. Kunst lehrt uns, wie das Segeln, Widerstandsfähigkeit angesichts von Unsicherheit und erinnert uns daran, dass sich Bedeutung langsam, im Laufe der Zeit, durch kontinuierliche, geduldige Anstrengung offenbart.
Über die Porträts hinaus umfasst die Ausstellung auch Kurzfilme und eine Dokumentation, die es dem Betrachter ermöglichen, tiefer in das Konzept einzutauchen. Seeleute gehören zu den letzten wahren Wanderern, die in ständiger Bewegung leben und doch durch die langsame, bedächtige Kunst der Navigation mit der Welt verbunden sind. Dieses Projekt reflektiert darüber, wie in unserer globalisierten Welt das Konzept von Heimat fließend geworden ist. Für manche ist Heimat kein Ort, sondern ein Seinszustand – zu finden im Rhythmus des Ozeans, in den gemeinsamen Erfahrungen derer, die wandern – eine Reihe von treibende Wurzeln.
Die Künstlerin
Chloe Brenta ist Künstlerin und Seglerin. Ihre zweijährige Atlantikreise wurde zugleich Reise, Material und Werkzeug. Mit langsamen, bedachten Linien erforscht sie Zugehörigkeit, Erinnerung und das leise Pulsieren der See.

Kosten und Vorraussetzungen
- Museumseintritt pro Person regulär 12 CHF / reduziert 7 CHF
- keine Anmeldung erforderlich